Geschichten und Reaktionen





das kann ich nicht zulassen
interview mit uta lauterbach - kräuterspezialistin und wanderführerin

sie sind als einheimische zonenrandbewohnerin in mirow aufgewachsen und in der region geblieben. gibt es etwas, das sie in besonderer weise mit der zone verbindet? wie stehen sie dazu, dass dieses gebiet nicht betreten werden darf?
die vorstellung, dass da keine menschen sein dürfen, sondern nur tiere und pflanzen, hat mir gleich gut gefallen. ich habe mir so überlegt, dass das dann vielleicht einmal eine art staat für tiere und pflanzen ist. wenn man sich das mal so durch den kopf gehen lässt… das ist ein gebiet, wo die pflanzen eine ganze menge wunden erlitten haben, z.b. die bäume durch bombensplitter. vielleicht wird die erde in der weissen zone irgendwann einmal eine neue intelligenz hervorbringen. ich finde den gedanken total schön.

der mensch ist also etwas übles? und eines tages wird daher aus der zone ein besseres, intelligenteres wesen hervorgehen?
ich würde nicht sagen, dass ich den menschen nicht traue. aber ich glaube, dass er einfach zu lange braucht, um umzudenken und seine schritte zu wenig überlegt. deswegen wird die weisse zone einmal wichtig sein für das weiterleben auf dieser welt.

der mensch ist doch auch teil und produkt der natur.
er hat zu viele eingriffe vorgenommen, deren folgen er nicht übersehen kann. er ist zu egoistisch. die tiere haben in das system nicht eingegriffen. dieses "höher-schneller-weiter" ist eines der grundübel überhaupt am menschen. in der weissen zone kann die langsamkeit weiterleben. wir teilen alles in zeitabschnitte ein. in der zone gibt es keine zeit.

würden sie dann nicht viel lieber in der weissen zone leben?
manchmal schon. aber deswegen lebe ich ja so gerne am rand der zone. vielleicht habe ich ja etwas von der langsamkeit abgekommen…

sind sie in ihrem alltag ständig mit der weissen zone in berührung?
ich kann dinge nicht mehr so gut wahrnehmen, wenn hektik um mich herum ist. deswegen lebe ich bewusst hier am rand der weissen zone. ich beschäftige mich mit pflanzen und kräutern. die können auch wesentlich besser in einer beruhigten umgebung gedeihen. daher sind auch die pflanzen hier am rand der zone wesentlich vitaler , als z.b. pflanzen in berlin vorm bahnhof. die kräuter hier haben wesentlich mehr inhaltsstoffe, weil nicht nur die sonne von oben auf sie herabstrahlt, sondern auch die ruhe der zone auf sie ausstrahlt. wer jetzt hier kräuter sammelt und sich davon eine suppe kocht, dann ist das einfach viel schmackhafter, als woanders.

aber vielleicht gibt es in der weissen zone ja gar nichts, vielleicht ist da ja nur sand?
na ja, ich darf da ja nicht sein. aber ich bin sicher, dort ist der garten eden, total bunt und grün. nein, das geht nicht, dass es da nichts gibt. gut, es ist für mich weiss, aber…

aber es ist doch ausgeschnitten aus der landkarte, weg…?
es gibt kein nichts, es ist immer irgend etwas hinter dem nichts.

da ist kein raum und kein objekt, also nichts…
gibt's nicht. guck mal, du hast ne seifenblase. du siehst ja eigentlich nichts. schaust du aber genau hin, sind viele bunte farben da. so einfach ist das doch.

raum ist begrenzt. deshalb ist da was. unendlichkeit ist grenzenlos. einen raum ohne grenzen gibt es aber nicht. wenn es also unendlichkeit gibt, gibt es auch das nichts.
du kannst ja die unendlichkeit füllen mit dem, was du dir vorstellst da drin. und alles, was du dir vorstellen kannst, ist möglich.

du kannst dir ja nur dinge vorstellen, die du irgendwann einmal wahrgenommen hast.
aber es kommt darauf an, wie man die dinge miteinander verknüpft. es widerstrebt mir einfach, dass es da gar nichts geben soll. das kann ich nicht zulassen.

das interview führte piotr szrek


Veranstalter:
Kunst und Kultur für eine freie Heide e.V.


ein Kunstprojekt von:
Michael Kurzwelly


Das Projekt wurde gefördert durch:

Fonds Soziokultur

Landkreis Ostprignitz-Ruppin

 


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